20 Jahre lang war Marlene Roßner unsere hauptamtliche Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle in Naila. Sie war Ansprechpartnerin und Kümmerin für alle großen und kleinen Anliegen der Ortsgruppen und des Vorstandes. Am 30. April ist sie nun in ihren wohlverdienten Ruhestand gestartet. Als ehrenamtliche Hauptgeschäftsführerin bleibt sie uns aber zum Glück noch eine Zeit lang erhalten.
Von Lothar Faltenbacher
Mehr als 10.000 Mitglieder in 59 Ortsgruppen, sechs Aussichtstürme, zwölf Wanderheime und die Organisation von mehr als 4.200 Kilometern bestens gepflegter Wanderwege – man könnte meinen, zum Handling dieser großen “Firma” bedarf es eines Verwaltungsapparats mit unzähligen Angestellten. Weit gefehlt, die Führung des Frankenwaldvereins liegt, abgesehen von der Organisation der vielen Ortsgruppen mit ihren Vorsitzenden, im Wesentlichen in der Hand von wenigen engagierten Liebhabern unserer Heimat – des Frankenwalds. In der Geschäftsstelle in der Nailaer Karlsgasse sitzt seit September 2001 Marlene Roßner. Sie weiß, worauf es ankommt in dem großen Verein, der Hauptvorsitzende Dieter Frank kann sich auf sie verlassen – wie alle Mitglieder des Vereins im ganzen Frankenwald.
Doch seit Anfang Mai ist es soweit – Marlene Roßner wechselt in ihre wohlverdiente Rente und gehört seitdem zum Kreis der rein ehrenamtlichen Vereinsmitglieder, die gemeinsam mit Gleichgesinnten die Ziele des Vereins aktiv leben. Kultur, Natur, Wandern hat sich der Verein seit Jahrzehnten auf die Fahne geschrieben, der neue Slogan “Heimat liegt in unserer Natur” bringt das Motto auf den Punkt, genauso wie der unter Wanderfreunden übliche Gruß “Es rauscht der Wald – in alter Frische”. Marlene Roßner will auch in ihrem Ruhestand ihr Hobby Wandern wie gehabt weiter pflegen und jedes Wochenende mit Heimatfreunden der Ortsgruppen Berg, Schauenstein und Presseck die heimische Natur erwandern. “Ich hoffe, dass wir bald die schwierige Phase der Corona-Pandemie hinter uns gebracht haben, denn mit Gruppen zu wandern ist für mich die schönste Art, unsere Heimat zu erleben.”, so Marlene Roßner. Sie bleibt bis auf Weiteres ehrenamtliche Hauptgeschäftsführerin und ist somit weiterhin eng in die Aktivitäten des Frankenwaldvereins eingebunden.
An ihrem letzten offiziellen Arbeitstag in der Geschäftsstelle macht Marlene Roßner einen nachdenklichen Eindruck, in Gedanken rasen die vergangenen 20 Jahre wie ein Film an ihr vorbei. Auf das Erreichte kann sie eigentlich zufrieden zurückblicken, doch sie ist selbst in den letzten offiziellen Stunden als “Chefin in der Karlsgasse” bei aktuellen Themen. Mit ihrem einzigen fest angestellten Kollegen, dem Wegemanager Björn Stumpf, bespricht sie Anfragen einer Ortsgruppe zur Beschilderung eines Wanderweges, ehe sie aufsteht, um Kaffee aufzusetzen. Der Hauptvorsitzende hat in zehn Minuten einen Termin mit einem Obmann, und die Gästebetreuung gehört zu ihren Aufgaben genauso wie die Organisation der elektronischen Mitgliederkartei, die Buchhaltung des “Unternehmens Frankenwaldverein” oder die Planung der Wanderroute am kommenden Wochenende. Dieter Frank weiß nur zu gut, was er an seiner Geschäftsführerin hat: “Marlene hält mir den Rücken frei, berät mich bei wichtigen Fragen und ist sich für keine Arbeit zu schade. Sie ist einfach eine Macherin, die ihren Frankenwaldverein liebt und lebt.” Mit einem Lächeln geht der Hauptvorsitzende auf eine “Fehler” von Marlene Roßner ein: “Wenn es darum geht, über größere Investitionen auf die Schnelle zu entscheiden, weiß ich schon vorher, was ihr erster Kommentar ist”, zwinkert Dieter Frank mit den Augen: “So viel Geld, da sollten wir erst einmal in Ruhe abklären, ob wir uns das leisten können.”
Rückblickend erinnert sich Marlene Roßner gerne an die Zeit vor 20 Jahren, als sie der damalige Hauptvorsitzende Robert Strobel für die Geschäftsstelle des Vereins eingestellt hatte. “Schon damals war ich begeistert vom Wandern, deshalb hab ich mit diesem Arbeitsplatz die optimale Kombination von Beruf und Freizeit verbinden können.”, blickt Roßner zurück. “Ich bereue bis heute keine Sekunde meine damalige Entscheidung.” In ihrer Anfangszeit habe sie mit dem damals ehrenamtlichen Geschäftsführer Hans Hill einen “optimalen Partner gehabt, der mich in die Materie eingearbeitet hat”. Als große Projekte, die sie zusammen mit Robert Strobel und später mit dessen Nachfolger Dieter Frank gemeistert hat, bezeichnet Marlene Roßner die Wegeneukonzeption im Jahr 2008 oder die Zertifizierung des Frankenwalds als “Qualitätsregion Wanderbares Deutschland” vor sechs Jahren. Als besondere Erlebnisse denkt Roßner gerne an die Feiern zum 100-jährigen Bestehen der Ortsgruppen zurück, “hier treffen sich ausschließlich Leute, die so ticken wie ich und ihre Heimat lieben”. Die Arbeit mit den Hauptvorsitzenden Robert Strobel und Dieter Frank war für die langjährige Geschäftsführerin “eine Ehre, denn beide haben mit viel Engagement unseren Verein weiterentwickelt”. Für Marlene Roßner gehört neben dem Tagesgeschäft auch die Betreuung der zertifizierten Wanderwege oder die Organisation der Wanderführerausbildung oder die Bestandserfasserschulung für den Deutschen Wanderverband zu ihrem Aufgabengebiet. Als wichtigste Eigenschaft bei der täglichen Arbeit mit vielen Menschen und Charakteren nennt die Geschäftsführerin ihre Menschenkenntnis. “Ich hab mich bei meiner Einschätzung von neuen Gesprächspartnern fast nie getäuscht”, nennt Marlene Roßner eine von Gott gegebene Gabe, die ihr die Arbeit erleichterte.
Seit dem 1. April ist Julia Rubsch als neue Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle angestellt. Die 38-jährige Germanistin ist, wie ihre Vorgängerin, eine Naturliebhaberin, die von Kindesbeinen an die Vorzüge des Frankenwalds zu schätzen gelernt hat. “Mein Uropa Johann Weber war Gründungsmitglied der Ortsgruppe Wartenfels, Wandern und Draußensein liegen mir also quasi im Blut”, freut sich die Wartenfelserin, dass die Auswahl bei der Stellenbesetzung unter 62 Bewerbern auf sie gefallen ist. Nach ihrem Germanistik- und Anglistik-Studium sammelte sie bisher Erfahrungen beim Frankenwald Tourismus Service Center, unter anderem als Themenmanagerin Wandern und Verantwortliche für die Bereiche Onlinekommunikation und Social Media.